Archiv

Posts Tagged ‘weimarer republik’

Otto Kirchheimers Parlamentarismuskritik in der Weimarer Republik. Ein Fall von „Linksschmittianismus“?, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 55 (2007), 33-51

Im Anschluss an eine leidenschaftliche Debatte, die vor nunmehr zwanzig Jahren von der amerikanischen Politikwissenschaftlerin Ellen Kennedy angestoßen wurde, untersucht der Beitrag die geistige Beziehungsgeschichte zwischen Weimars rechtsphilosophischem Erzfeind Carl Schmitt und seinem linkssozialistischen Schüler Otto Kirchheimer. Vor dem Hintergrund jener im Spannungsfeld von Weimarer Rechts- und Linksintelligenz angesiedelten Forschungskontroverse, die sich auch in den Kontext neuerer Forschungen zum Phänomen von „Austauschdiskursen“ einbetten lässt, wird Kirchheimers politisches Denken zwischen seiner Promotion im Jahr 1928 und der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ von 1933 analysiert. Während auffällige Ähnlichkeiten und Überschneidungen in der Gedankenführung Carl Schmitts und Otto Kirchheimers zutage gefördert werden, arbeitet der Beitrag auch jene geistigen Divergenzen heraus, die seit 1930 zunehmend deutlicher zum Vorschein kamen und in der klaren Frontstellung gipfelten, die Kirchheimer nach Schmitts Rechtfertigung des sogenannten Preußenschlags vom 20. Juli 1932 zu seinem akademischen Lehrer bezog.
Zum Inhaltsverzeichnis des Heftes: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 2007/1

Gegen den Bürger, für das (Er-)Leben. Raoul Hausmann und der Berliner Dadaismus gegen die „Weimarische Lebensauffassung“, in: German Studies Review 31 (2008), Nr. 3, 513-536

Strikingly, Raoul Hausmann’s political thought has not been closely analyzed yet. To be sure, numerous studies have shed light on the versatile “Dadasoph” from the perspective of literary and art history. What is missing, however, is a thorough examination, and intellectual contextualization, of the political dimension in Hausmann’s written and visual work that he created in the early years of the Weimar Republic. Constructing an anarcho-communist Utopia of vibrant (Er-)Leben, the Berlin Dadaist was a prime example of anti-bourgeois life-ideology that can be considered the decisive intellectual challenge for Germany’s first democracy, from both left- and right-wing radicals.
Zum Inhaltsverzeichnis des Heftes: Carleton.edu

Hybris und Gleichgewicht. Weimars „antidemokratisches Denken“ und Kurt Sontheimers freiheitlich-demokratische Mission, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 3 (2006), No. 2, 315-321

„Seine Darstellung wird keiner politischen Gruppe der Gegenwart viel Freude machen“, prophezeite Klaus Epstein 1963 in der „Historischen Zeitschrift“. Gemeint war die im Jahr zuvor erschienene Habilitationsschrift des jungen Politikwissenschaftlers Kurt Sontheimer, der sich in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre intensiv mit dem rechten „antidemokratischen Denken“ in der Weimarer Republik auseinandergesetzt hatte. In der Tat: Vor allem national-konservativen Kreisen in Wissenschaft und Publizistik musste Sontheimers Buch ein Ärgernis sein. Sein Gegenstand war eben nicht rein historischer Natur. Das Buch handelte von Deutschlands erstem ernstzunehmendem Experiment mit liberaler Demokratie, das gerade einmal 30 Jahre zuvor gescheitert war. Weimar war – mal mehr, mal weniger evident – integraler Bestandteil des bundesrepublikanischen Erfahrungs- und Deutungshorizonts.
Zum Aufsatz: Zeithistorische Forschungen 2006/2